Hintergründe und Ablauf zum Olympia-Attentat
Um die Dimension des Attentats von 1972 zu verstehen, ist es notwendig einen kurzen Blick hinter die politische Kulisse der damaligen Zeit zu werfen.
Als die Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 durch Baron Pierre de Coubertin neu begründet wurden, war seine vorrangigsten Ziele u.a. die Internationale Verständigung und das Überwinden ideologischer Hürden. Das sind zweifelsohne gute Absichten, aber zu glauben, dass die Olympischen Spiele unpolitisch sein könnten, ist falsch. Bis in die jüngste Zeit gab es immer wieder Boykottaufrufe aufgrund politischer Unstimmigkeiten.
Ähnlich oder vielleicht noch brisanter war die politische Situation 1972. Die Afrikanischen Staaten zum Beispiel drohten mit Abreise, wenn das IOC nicht das von vielen Staaten boykottierte Rhodesien von den Spielen ausschließen würde. Und so geschah es dann auch: nur vier Tage vor Beginn der Spiele in München wurde Rhodesien ausgeschlossen und bereits angereisten Athletinnen und Athleten mussten die Heimreise antreten. Die Liste solcher Boykottaufrufe ließe sich unendlich fortsetzen, hier werden wir uns auf die Ereignisse in München konzentrieren.
Israel befand sich 1972 in einer Zeit nach dem sogenannten „Sechs-Tage-Krieg“ 1967, bei dem Israel als eindeutiger Sieger erheblichen territorialen Zugewinn in Palästina verbuchen konnte. Gleichzeitig hatte sich Israel die ganze arabische Welt zum Feind gemacht. Eine Situation, die übrigens bis heute nachwirkt.
Vor diesem Hintergrund wird 1970 der „Schwarze September“ gegründet, eine Terrororganisation die eng mit dem internationalen Terrorismus verbunden war und auch mit diesem zusammenarbeitete. Im August 1972 reisen acht Mitglieder dieser Terrororganisation in München an.
Überblick über die Ereignisse am 5. und 6. September 1972
Dienstag, 5. September
– Gegen 4:10 Uhr: Acht Mitglieder der Terrororganisation „Schwarzer September“ klettern mühelos über den Zaun, der das Männerdorf umgibt.
– Gegen 4:35 Uhr: Die Geiselnehmer dringen in das Quartier der Israelis in der Connollystraße 31 ein. Dabei werden bereits zwei Sportler tödlich verletzt.
– Im Lauf des Vormittags: Die Terroristen fordern die Freilassung von über 230 Gesinnungsgenossen in Israel sowie der beiden deutschen Top Terroristen Ulrike Meinhof und Andreas Baader. Die Bilder des als „Issa“ bekannten Anführers der Terroristen im weißen Leinenanzug mit Hut gehen um die ganze Welt. Somit bekommen die Terroristen die Aufmerksamkeit, die sie gesucht haben. Vertreter der Bundesregierung, Bayerns und der Stadt werden den ganzen Tag mit den Terroristen verhandeln. Ultimatum um Ultimatum wird verlängert werden. Dabei gehen die Spiele wie geplant um 9:00 Uhr weiter.
– Im Lauf des Nachmittags: Erst langsam erfahren die Bewohner des Olympischen Dorfes von den tragischen Ereignissen in der Connollystraße. Immer mehr Schaulustige und Reporter treffen am mittlerweile abgesperrten Schauplatz ein. Um 15.38 werden die Spiele auf Geheiß des IOC unterbrochen. Ein Befreiungsversuch im Gebäude scheitert wegen zu schlecht ausgebildeter Polizisten. Zudem übertragen die Fernsehteams die Vorbereitungen zur Befreiungsaktion in alle Welt. Auch die Terroristen selbst sehen diese Bilder.
– Im Laufe des frühen Abends: Am späten Nachmittag rücken die Geiselnehmer von ihrer ursprünglichen Forderung ab und verlangen zusammen mit den Geiseln ausgeflogen zu werden. Bundesinnenminister Hans Dietrich Genscher darf kurz mit den Geiseln sprechen. Dabei nimmt er nur fünf Attentäter wahr. Eine fatale Fehleinschätzung, die später katastrophale Folgen haben wird. Als Flughafen wird Fürstenfeldbruck im Westen Münchens ausgewählt.
– Im Laufe des späteren Abends: Ein letztes Mal wird das Ultimatum auf 21 Uhr verlängert. Mehrere Szenarien zur Befreiung werden durchgespielt und wieder verworfen bzw. müssen wieder aufgeben werden.
– Kurz nach 22 Uhr: Die Geiseln verlassen aneinandergefesselt ihr Quartier in der Connollystraße 31. Erstmals wird klar, dass es sich nicht um fünf, sondern um acht Terroristen handelt. Fatalerweise wird diese Erkenntnis nicht an die Einsatzleitung am Flughafen Fürstenfeldbruck weitergegeben, wo nur fünf Scharfschützen in Stellung gegangen sind.
– Gegen 22:20 Uhr: Zwei Hubschrauber mit insgesamt neun Geiseln, acht Terroristen und vier Besatzungsmitgliedern starten vom Olympischen Dorf Richtung Fürstenfeldbruck. Kurz nach 22:30 setzen die Hubschrauber auf dem dortigen Rollfeld auf. Dort steht eine Boeing 727, die aber nicht vollgetankt ist. Der Plan ist, die Geiselnehmer auf dem Rollfeld zu überwältigen. Kurz darauf beginnt ein lang anhaltendes Feuergefecht.
– Gegen 23:30 Uhr: Eine fatale Falschmeldung geht um die Welt mit der Behauptung, alle Geiseln seien befreit.
– Kurz vor Mitternacht: Aufgrund der durch Presse und Schaulustige überfüllten Zufahrtsstraßen treffen gepanzerte Einsatzfahrzeuge viel zu spät ein. Als sie auf das Rollfeld fahren, wird das Feuer von den Terroristen erneut eröffnet.
Mittwoch, 6. September
– Kurz nach Mitternacht: Ein Terrorist zündet eine Handgranate und wirft diese in einen der beiden Hubschrauber. Alle Geiseln sterben spätestens zu diesem Zeitpunkt. Die anderen Geiseln im zweiten Hubschrauber sterben durch Maschinengewehrfeuer. Bis heute ist nicht sicher geklärt, ob die Geiseln bereits kurz nach ihrer Ankunft in Fürstenfeldbruck getötet wurden oder tatsächlich erst nach Mitternacht starben. Das Todesdatum aller neun Geiseln, die in Fürstenfeldbruck starben ist auf den 6. September 1972 datiert.
– Gegen 2:30 Uhr: Bei einer Pressekonferenz gibt der bayerische Innenminister Bruno Merk den Tod aller Geiseln bekannt.
– 10:00 Uhr: Beginn der Trauerfeier. Im Rahmen dieser Feier hält der Präsident des IOC eine Rede mit den Worten, die in die olympische Geschichte eingegangen sind: „the games must go on“.
– 16:45 Uhr: Mit dem Handballspiel Rumänien gegen Ungarn werden die Spiele fortgesetzt.
Dieser Text und die dazugehörige Mavin Guides App Tour wurde von diesem Mavin verfasst:
Unsere selbstgeführten Stadttouren in München werden nur von echten Experten, Stadtführern und Einheimischen erstellt:




Alex ist übrigens auch Gästeführer. Lerne ihn doch persönlich bei einer seiner geführten Touren kennen https://www.yourmunichtour.de
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